Anja Müller-Westing
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In der (Geistig-)behindertenpädagogik hat in den letzten Jahrzehnten ein Perspektivenwechsel stattgefunden, der den Menschen mit Beeinträchtigung zu mehr Selbstbestimmung verhelfen möchte. Die UN-Konvention fordert als ein Menschenrecht die umfassende Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung am gesellschaftlichen Leben.

Insbesondere auf den Bereich Sexualität hat dies große Auswirkungen und wird die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte in der Behindertenhilfe vorantreiben. Darüber hinaus leben wir in einer sexualisierten Medienwelt, die unsere Vorstellungen und Zugänge hinsichtlich Sexualität beeinflusst. Eine multikulturelle Gesellschaft fordert die Auseinandersetzung mit  unterschiedliche Vorstellungen von Familie, Intimität und Moral. Diese Situation stellt neue Anforderungen an die Sozialisationsinstanz Schule und fordert auch von Mitarbeiter/innen in der Behindertenhilfe umfassende Kenntnisse und ein professionelles Handeln. Es gilt sich vor allem zu positionieren und im Arbeitsfeld den wichtigen Lebensbereich Sexualität und Partnerschaft als einen Schwerpunkt anzusehen.

Dies ist keine Selbstverständlichkeit, sondern erfordert zusätzliche Energie und oftmals auch eine kritische Haltung gegenüber Kollegen/innen oder Familien der Betreuten bzw. der Schüler/innen. Humor kann in der Arbeit zu diesem Thema sehr hilfreich sein, so ist es mir ein wesentliches Anliegen, dass in meinen Fortbildungsangeboten viel miteinander gelacht wird.

Um zu sehen, inwiefern Sie bereits Ihre eigene Position gefunden haben, können Sie sich gerne exemplarisch mit folgenden Alltagssituationen beschäftigen:

Bereich Schule:

Ein autistisches Mädchen 13 Jahre, welches in einer familienähnlichen Wohnstätte lebt und generell Körperkontakt ablehnt, erhält nun die 3–Monatsspritze auf Anregung der Betreuer/innen hin mit der Begründung „Schlimmeres zu verhindern“.

Muslimische Eltern einer Schülerin möchten nicht, dass Sie Abbildungen von nackten Menschen im Unterricht einsetzen. Ihre Teamkollegin stimmt den Eltern zu. Wie verhalten Sie sich?

Bereich Werkstatt/Wohnbereich:

Eine 22 jährige Frau mit geistiger Behinderung hat auf der Toilette der Werkstatt regelmäßig sexuelle Kontakte mit verschiedenen Männern, die ihr im Gegenzug Zigaretten und Kaffe geben. Sie als zuständige/r Gruppenleiter/in erfahren davon!

Ein 18jähriger Heimbewohner guckt auf youtube pornos mit seinem 17 jährigen Kumpel, der nicht dort wohnt. Dürfen/müssen Sie eingreifen???